Die Menschen in unserer Zeit zeigen immer mehr Interesse daran, die Geschichte zu erforschen. Jubiläen tragen dazu bei, einen Rückblick zu halten. Auf über 130 Jahre Vereinsgeschichte können nur wenige Musikkapellen zurückblicken. Es gibt allerdings Hinweise, dass es in Unterweißenbach immer Menschen gegeben hat, die Zeit für die Musik fanden, kirchliche, kulturelle und festliche Anlässe zu verschönern. Wer könnte sich heute einen Ort ohne Musikkapelle vorstellen? Ihr ist ein großer Aufgabenbereich zugeordnet. Sie geleitet die Erstkommunikanten in die Kirche, sie spielt zur Ehre Gottes bei kirchlichen Anlässen und sie trägt zur Unterhaltung bei Festen bei. Auch so manchem Trauerzug gibt sie das letzte Geleit.
Von der Entstehung der Musikkapelle vor 130 Jahren sind kaum schriftliche Aufzeichnungen vorhanden, doch Erinnerungen an Musikgruppen reichen bis zum Jahr 1800 zurück. So berichtete der Ehrenkapellmeister von Schönau, Herr Frühwirth, sein Großvater habe ihm von Musikproben im Koberhütl-Haus in Neumühl 4 erzählt. Frau Goldermann erinnert sich an die Gründerzeit: "Im Haus Nr. 54", im sogenannten Totengräberhäusl haben sich bei Herrn Johann Wansch musikbegeisterte Burschen zusammengefunden um zu musizieren. Es war dies mehr als Hausmusik anzusprechen, man pflegte dort auch die Streichmusik. Herr Johann Wansch ist es auch, der in der Zeit von 1880 – 1896 als erster Kapellmeister der Musikkapelle aufscheint und die Musikerausbildung und die Führung der Musikkapelle innehatte. Sein Nachfolger wurde der Finanzbeamte Haböck, der bis 1904 die Kapelle leitete. In den nächsten 4 Jahren musste es einige Schwierigkeiten in der Vereinsführung gegeben haben. Als Verantwortliche der Kapelle für diese Zeit scheinen die Musiker Michael Karlinger und Karl Grosser auf. 1907 fand neuerlich die Gründung des "Musikvereins Unterweißenbach" statt. In der Chronik der VS Unterweißenbach findet sich ein Hinweis auf diese Schwierigkeiten. Der Chronikbericht lautet: "Im Mai 1908 wurde bei der Generalversammlung die Neuwahl vorgenommen. Zum Vorstand wurde Herr Lehrer Karl Stein, zum Dirigenten OL Damasus Asanger gewählt. Ob diesem Verein eine lange Lebensdauer prophezeit werden kann? Dies ist sehr fraglich. Wenn ein Verein sozusagen nur auf zwei Augen gestellt ist, dann ist´s um ihn traurig bestellt." Der Chronist durfte Recht behalten. Noch im selben Jahr ging die Führung der Kapelle an Herrn Leopold Reithmayr über. Karl Grosser übernahm 1910 die Musikkapelle, die er über 20 Jahre leitete. In dieser Zeit machte aber auch die "Hammerschmid-Kapelle" auf sich aufmerksam. Die Musiker aus Grafenschlag spielten bei allen Gelegenheiten, die sich boten. Sie musizierten in Kaltenberg und Liebenau zu den verschiedensten Anlässen, weil dort keine eigenen Kapellen bestanden, oder sie spielten bei Bauernhochzeiten auf. Manchmal halfen sie der Grosser-Kapelle aus. Warum man damals gerne bei Bauernhochzeiten aufspielte ist verständlich, denn es war eine einträgliche Angelegenheit. Um den Erlös von 5 Gulden, den eine Hochzeit eintrug, konnte sich der Musiker einen Kammgarn-Anzug leisten. Das Jahr 1930 scheint neuerdings als Gründungsjahr des Musikvereins Unterweißenbach auf. Die konstituierende Vollversammlung fand am 1. April 1930 im Gasthof Hietler statt. Um das Jahr 1930 wirkten in Unterweißenbach 3 Kapellen. Die Karlinger-Kapelle oder Hammerschmid-Kapelle spielt wie erwähnt nur zu Tänzen, Hochzeiten und Rockaroasen auf. Die Grosser-Musik bestand hauptsächlich aus Vertretern der Feuerwehr und wurde auch die Feuerwehrmusik genannt. Überhaupt muss hier gesagt werden, dass es die Vereine waren, die die Musikkapelle unterstützten und förderten. Meist waren die Musikanten Mitglieder der Feuerwehr bzw. des Veteranenvereins.
Wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Kapellmeister Grosser gründete Herr Alois Plochberger eine dritte Kapelle. Diese zwei ortsansässigen Kapellen wetteiferten wo es nur ging. Herr Ernst Zwittag berichtete folgende Episode: "An einem Fronleichnamstag wollte auch die Veteranenmusik unter Herrn Plochberger mittun. Um ja erste zu sein, setzte man den Weckruf um eine Stunde früher als sonst an, nämlich um 4 Uhr früh. Währen die Plochberger Musik spielend durch den Markt zog erschienen unter den Türen verdutzt einige Gesichter der Grosser - Kapelle. Sie glaubte sich verschlafen zu haben".
Die Grosser - Musik dürfte noch bis zu Beginn des 2. Weltkrieges bestanden haben, bis sie sich auflöste. Die Plochberger Kapelle hatte noch einen erwähnenswerten Auftritt. Sie war 1934 bei der Großkundgebung des Bundeskanzlers Dollfuss in Linz vertreten. Weil eine eigene Uniform fehlte, musste man eine Notlösung finden. Die blauen Schirmkappen waren vorhanden. Einen dunkelblauen oder schwarzen Rock stellte jeder Musikant selbst bei, die weißen Hosen borgte man sich dazu vom Turnverein oder von der Gendarmerie aus. Herr Alois Plochberger führte die MK von 1930 - 1953. Die Kriegsjahre waren gewiss nicht die beste Zeit für die MK daher sind die Aufzeichnungen in dieser Zeit sehr spärlich. Dass die Aufrechterhaltung der MK den Unterweißenbachern ein echtes Anliegen war, beweist die Tatsache, dass man die Ausbildung von Jungmusikern Herrn Frühwirth aus Schönau übertragen hat. Er bildete von 1946 bis etwa 1950 die Musikanten in Unterweißenbach aus. In dieser Zeit wurde auch die erste Tanzkapelle aus den Reihen der Musikkapelle in Unterweißenbach gegründet. Der eigentliche Aufschwung der MK UW kam dann mit dem neuen Kapellmeister VS Dir. Ernst Ehrenbrandtner.
Die Ortskapelle hatte damals die Bezeichnung "Blaskapelle des Gesangsvereines" geführt. Der Kapellmeister hat sich bemüht, einen Musikverein zu gründen, Dies wurde lt. Schreiben der Sicherheitsdirektion für das Mühlviertel in Urfahr am 16. Juli 1954 genehmigt. Zum Obmann wurde Herr Josef Fürst gewählt. Das Mühlviertel war zu dieser Zeit von der Russischen Besatzungsmacht besetzt. Schon ein Jahr später, am 26. Juni 1955 fand in UW das Bezirksmusikfest statt. Zu diesem Fest kamen nicht nur 16 Musikkapellen, sondern auch der Bundesobmann der OÖ Blasmusikkapellen, Prof. Weinschenk, Landeskapellmeister Prof. Ramais, der Bezirkshauptmann von Freistadt, viele Ehrengäste und zahlreiche Zuhörer.
Im Jahre 1963 bekam die Musikkapelle Unterweissenbach ihre erste Tracht. Die erforderlichen Mittel wurden durch eine Haussammlung im ganzen Gemeindegebiet, durch eine Theateraufführung und durch Baumspenden der Forstverwaltung (Bäume wurden durch die Musiker geschlägert) aufgebracht. Kapellmeister Ehrenbrandtner hat mit seinen Musikern an 8 Konzertwertungen und 6 Marschwertungen teilgenommen und dabei sehr gute Erfolge erreicht. Er war von 1958 - 1961 Bezirkskapellmeister, musste aber aus gesundheitlichen Gründen die verantwortungsvolle Aufgabe frühzeitig abgeben. Die Musikproben fanden zu dieser Zeit im Gasthaus Weichselbaum statt, so stand der Wunsch nahe, ein eigenes Musikheim zu bekommen. Im Zuge des freiwerden der alten Volksschule konnte die Anbauklasse als Musikheim eingerichtet werden. Am 14. Mai 1969 konnte der Schlüssel des eigenen Musikheims an Kapellmeister Ehrenbrandtner übergeben werden. Leider war im sein vollendetes Aufbauwerk der Musikkapelle nicht mehr lange gegönnt, da er im Jänner 1972 völlig unerwartet verstarb.
Als Nachfolger wurde der schon 1969 gewählte Kapellmeister Stellvertreter Alfred Hinterreither im April 1972 einstimmig zum Kapellmeister der Musikkapelle Unterweißenbach gewählt. Innerhalb kürzester Zeit konnte die MK UW an Konzert- und Marschwertungen teilnehmen und ausgezeichnete Erfolge erreichen. In den Jahren 1973 – 1978 spielte die Tanzkapelle "Dorfspatzen" mit Musikern aus den Reihen der Musikkapelle bei diversen Tanzveranstaltungen. Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte war sicher der Besuch und Gegenbesuch der Kapelle "Fanfare-Juliana Rossum" aus Holland im Jahr 1979. Auf Grund der guten Kontakte, beschloss der Gemeinderat in der Sitzung vom 30. November 1979 die Verschwisterung der Gemeinde Unterweißenbach mit der Gemeinde Rossum. Unter seiner Führung wurde 1980 das 100-jährige Gründungsfest veranstaltet. Bei diesem Fest wirkte die ganze Gemeinde mit und somit entstand ein Festzug mit sehr vielen Festwägen. Dieses Fest war ein riesiger Erfolg, wobei der Musikkapelle ein hoher Geldbetrag blieb. Auf Grund dieses Budgets wurde im Oktober 1981 mit dem Zu- und Umbau des Musikheims begonnen. Die Musikerinnen und Musiker leisteten mehr als 2600 freiwillige Arbeitsstunden. Bei der Einweihung im September 1983 war man stolz auf das neu adaptierte Musikheim das damals das modernste und schönste Musikheim des Bezirkes war. Die Ausbildung von Jungmusikern war dem Kapellmeister immer ein großes Anliegen und so gründeten Hinterreither und der damalige Hauptschullehrer Erich Pammer eine erste private Musikschule bei der Blech- und Holzblasinstrumente unterrichtet wurden. In diesen Anfangsjahren der Musikschule in Unterweißenbach kam eine Gruppe Jungmusiker heraus, die erfreulicherweise 1985 in die Musikkapelle Unterweißenbach eintrat. Im Jahre ? wurde die Musikschule durch das Land Oberösterreich übernommen. Hinterreither war es auch, der sich für die Hauptstelle und den Neubau der Landesmusikschule in Unterweißenbach bemühte. Sein Bemühen war nicht um sonst, und die LMS Unterweißenbach mit den Zweigstellen Königswiesen und Liebenau wurde im Jahr 1993 eröffnet.
1990 wurde das BZMF zum 110-jährigen Bestandsjubiläum in Unterweißenbach ausgetragen. Obmann Josef Fürst und Kapellmeister Alfred Hinterreither bemühten sich bereits im Vorfeld um die Spendefreudigkeit der Unterweißenbacher um eine neue Tracht für dieses Jubiläum anzuschaffen. Bei dieser Wertung wurde zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der höchsten Leistungsstufe bei der Marschwertung mit einer Figur (Schnecke) angetreten und ein "ausgezeichneter Erfolg" erreicht. Bei der Jahreshauptversammlung 1991 wurde Herr Dr. Walter Wurm einstimmig als Nachfolger des jetzigen Ehrenobmannes Altbürgermeister Josef Fürst (1954-1991) zum Obmann der Musikkapelle Unterweißenbach gewählt. Im Jahre 1994 übernahm Herr Stefan Haslinger die musikalische Leitung von Alfred Hinterreither, dem zu diesem Zeitpunkt für seine 22 jährige aktive Tätigkeit als Kapellmeister das Ehrenzeichen in Gold verliehen wurde. Aufgrund der hervorragenden Ausbildungen der Musikerinnen und Musiker in der Landesmusikschule Unterweißenbach werden auch die Frühjahrskonzerte auf einem immer höher werdenden Niveau ausgetragen.
Sicherlich ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war das Jubiläumsfest 125-Jahre Musikkapelle Unterweißenbach im Jahre 2005. Zum Auftakt spielte die Militärmusik Oberösterreich unter der Leitung von Oberstleutnant Mag. Franz Peter Bauer ein Festkonzert vor mehr als 300 begeisterten Zuhörern am Marktplatz. Anschließend bewegte sich ein Fackelzug zum Spielplatz, wo der große Zapfenstreich mit Totengedenken gespielt wurde. Im Festzelt fand dann der Abend mit der STM-Big Band aus St. Marien einen musikalischen Ausklang. Am Sonntagvormittag begaben sich 12 Musikkapellen (Arbesbach, Bad Zell, Gutau, Kaltenberg, Königswiesen, Langschlag, Mönchdorf, Pierbach, St. Leonhard, St. Georgen am Walde, Schönau und Weitersfelden) auf Gratulationstour. Nach dem Festgottesdienst erfolgte der offizielle Festalt, bei dem alle Musikkapellen mit einem Gesamtspiel aufwarteten. Es war ein Fest, wie es Unterweißenbach schon lange nicht mehr erlebt hatte. Mit rund 1200 Besuchern wurden die Erwartungen weit übertroffen. Zum gemütlichen Ausklang spielte die Blaskapelle Machland im Festzelt auf.
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